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Aktualisiert eure Lesezeichen!

Schaffenszeit

Ich bin gerade aus der Schweiz zurückgekommen und habe mehrere wichtige Erkenntnisse mitgebracht.

Erkenntnis #1: Mit "Erlebnishotel" müssen nicht zwangsläufig positive Erlebnisse gemeint sein.


Ich weiß gar nicht, was an dem Hotel schlimmer war. - Service, Zimmer oder Frühstück.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte:
Hotel mit Gefängnis-Charme (hier ohne Charme).


Erkenntnis #2: Mehr Zeit nehmen.


Ich habe die Reise kurz halten wollen, um nicht mit meinem Arbeitgeber über 100€ hin oder her für den zusätzlichen Aufenthalt diskutieren zu müssen. Und so bin ich Sonntag Nachmittag in den Flieger gestiegen und war (nach einem etwas hastigen Aufbruch nach dem letzten Vortrag) Montag Abend schon wieder zu Hause während die anderen Teilnehmer eine Bootstour über den bezaubernden mit bergklarem Wasser gefüllten Vierwaldstätter See genossen. Obwohl das Get-Together am Sonntagabend und der wissenschaftliche Teil der Konferenz am Montag sehr interessant waren, wäre das bestimmt eine gute Möglichkeit zur Entschleunigung, Reflektion und Vertiefung gewesen. Ergo: Beim nächsten Mal wieder mehr Zeit nehmen.

Blick auf das Ufer vom Vierwaldstätter See in Luzern, Schweiz


Erkenntnis #3: Die Schweiz hat signifikant höhere Lebenshaltungskosten im Vergleich zu - beispielsweise - den neuen Bundesländern. (Lies: Die Schweiz ist scheiße teuer!)


Flughafen Zürich --> Luzern: 26 Euro für's Zugticket (gegen 6 Euro für ähnliche Strecke und Fahrzeit Flughafen Tegel --> Brandenburg). Klar, Hotels kosten halt Geld und auch für ein gutes Essen gebe ich gerne etwas mehr aus. Aber wenn dann auf der Weinkarte bei den Preisen schon keine Kommastellen mehr angegeben werden, ist eigentlich alles klar.

Ein Flammkuchen to go? - 15 Euro. "Why not?", könnte man jetzt einfach sagen und für das Kurzurlaub-Erlebnis in die Tasche greifen. Oder man denkt darüber nach, wie viel Mehl, Schmand, Schinkenspeck und Zwiebeln man dafür kaufen könnte (Antwort: Genug für sechs große Flammkuchen.) und lässt es einfach mal sein.

Trotzdem auf dem Rückweg Schweizer Schokoladenspezialitäten mitgenommen, weil die Kollegen im Büro deren überlegene Qualität beteuerten. - Und offenbar Recht behalten.


Erkenntnis #4: Es ist an der Zeit, etwas zu schaffen.


Auf der Konferenz zwei Vorträge gehalten. Einen mit dem Disputationsmaterial von einem fertig gewordenen Mitstreiter (Glückwunsch dazu!) und einen eigenen, von dem ich dachte, er wäre ganz gut. - Wie man sich täuschen kann. Und das lag nicht am Warmreden (erst mein Thema, dann sein Thema) oder der Menge der Zuhörer (erst fast leer, dann vollbesetzt), sondern am mangelnden Mut, ein eigenes "Ding" zu entwickeln und vorzustellen. Das ist nun aber mal die Aufgabe dieses kleinen Promotionsprojekts hier. Und mein erster Vortrag war nicht schlecht. Er war ziemlich gut recherchiert und hatte dadurch super Argumente. Es fehlte nur eben etwas. Die Lösung. Das Konzept. Die Methode. Das Modell. - Irgendeine Idee, die das alles zu einem sinnvollen Ganzen verbindet, schlüssig erklärbar und praktisch umsetzbar ist.

Update: Vollbesetzt war der zweite Vortrag, weil die anderen beiden Sessions leer waren und es der letzte Vortrag vor der Bootstour war. Also ist der Unterschied nicht ganz so krass. Fazit bleibt aber dasselbe.

Daher ist die persönlich wichtigste Erkenntnis, dass es langsam an der Zeit ist, etwas zu schaffen und es auf den Prüfstand zu stellen. Es endet: die Lese- und Rechtfertigungszeit. Es beginnt: die Schaffenszeit.

BAföG-Rückzahlung: Knapp daneben ist auch vorbei

Leistungsabhängiger Teilerlass des BAföGs - FAIL
Eieiei, das hat sich ja gelohnt... Beim Bachelor hat's also nicht gereicht. Aaaaaber beim Master war ich der (erst-)beste Absolvent im Jahrgang. Da gab's sogar ne Urkunde und Händeschütteln und alles. Aber das wäre ja zu einfach, sagt § 18b Abs. 2 BAföG: "Abschlussprüfung bis zum 31. Dezember 2012 bestanden". Mööööp. FAIL.

Vorzeitiges Abschließen ist die zweite Möglichkeit, was zu sparen. Aber leider heißt das "vorzeitige" Abschließen entweder zwei oder vier Monate (mit jeweils unterschiedlicher Ermäßigung) vor Ende des Prüfungszeitraums der jeweiligen Hochschule fertig geworden zu sein. Und da wird vom BAföG-Amt tatsächlich in den Prüfungsämtern der Hochschulen nachgefragt. Bäh.

Bleibt "nur" noch die immer noch passable Ersparnis aus der vorzeitigen Rückzahlung. Also: Konto plündern und erledigt. Der Gesamt-Deal "BAföG" bleibt natürlich trotzdem unschlagbar.
Danke, Deutschland!

"Heute löten wir uns einen!" oder "Wie man eine E-Gitarre (nicht) repariert"

Die Klinkenbuchse an meiner E-Gitarre war schon eine ganze Weile locker. Aber nach einem Versuch, das Ganze mit ein paar Zangendrehungen wieder zu fixieren, sind nun offenbar irgendwelche Kabel locker oder abgerissen.

Im Musikladen hieß es dann beim brummenden Anspielen einiger Amps, man müsse da mal die "Masse" wieder anlöten. - Oha. Ich wusste, dass dieser Tag kommen würde. (Dunkle Wolken ziehen auf.) - Weit weg von Zuhause, wo es immer jemanden gab, der wusste, wie man mit Kabeln und Strom umgehen muss, um nicht gegrillt in der Ecke zu liegen. Beim Bund hieß es schließlich auch immer Strom mache klein, schwarz und hässlich.

Schauen wir erstmal, ob wir das vielleicht auch so hinkriegen. Von Vorne sieht's noch ganz gut aus:

Und hinten? - Ah, Schrauben! Schrauben sind der Hinweis für Verbraucher: Hier kannst du mal reinschauen und weißt danach ganz genau, warum du das Teil bei uns eingekauft und nicht selbst gebaut hast. - Nämlich weil du keine Ahnung hast! Und jetzt schraub das Ding einfach wieder zu und wir reden nicht weiter darüber.


Nunja... äääähhh... Wie war das noch gleich mit dem Schwein und dem Uhrwerk? Also: Unten Links ist die Buchse, in die das Gitarrenkabel von der anderen Seite reingesteckt wird. Da sieht man dann auch schon den "abben Draht" (blau). Und ein weiteres Kabel fehlt dort auch, um da so alles stromkreislaufmäßig korrekt zu gestalten. Von nahem sieht man auch zwei Lötpunkte an dieser Buchse, an denen die Kabel vorher festgemacht gewesen sein mussten. Dann sind da noch diese vier hellen Metalldinger, die das Gegenstück zu den Drehknöpfen für Lautstärke und "Tone" auf der Vorderseite sind. Oben rechts ist der Drei-Wege-Kippschalter, von dem das blaue Kabel kommt. Keine Ahnung, wie das funktioniert und warum das Ganze so ist wie es ist. Es muss jetzt aber irgendwie repariert werden!

Was macht die Generation Y in so einem Fall? - Googlen! Wikipedia-Artikel und Fotos haben mich erst nicht so recht weiter gebracht. So tief wollte ich hier eigentlich nicht ins Thema einsteigen. Es hat dann noch etwas gedauert, bis ich direkt nach dem Modell gesucht und ein passendes Diagramm gefunden habe:
Quelle: http://s429.photobucket.com/user/Dandaman4716/media/2h_2v_2t_3w_2pp.jpg.html
Yeah, Baby! Sieht gut aus! Okay, jetzt weiß ich wenigstens, wo welches Kabel hin muss und dass auch definitiv eins fehlt. Es scheint beim Aufmachen irgendwie verloren gegangen zu sein. Wahrscheinlich war das dieses ominöse "Masse"-Kabel, von dem der Typ im Musikladen sprach.

Nach einem kurzen Gedankenspiel, ob und wie man das Problem mit Klebeband lösen könnte, dämmerte es mir: Es muss gelötet werden!

Was braucht man eigentlich zum Löten? - Eine kurze Recherche und Erinnerungen an Papas Garage und Arbeitszimmer ergeben: Zumindest mal Lötkolben, Lötzinn und "Litze" (= ummantelter Draht).

Ich war mir schon darüber im Klaren, dass man diese Utensilien wahrscheinlich schnell und unkompliziert im Baumarkt kriegt, hab dann aber aus Gewohnheit und Faulheit doch zwischendurch schnell online bestellt und das auch schon bereut. - Drei unterschiedliche Lieferanten, die alle natürlich noch nie was von Express-Lieferungen gehört haben. Ein Baumarktbesuch hätte hier deutlich schneller zum Erfolg geführt und wär volkswirtschaftlich und ökologisch sicherlich auch effizienter gewesen. Nunja. Lehrgeld. Auf ein dekadentes Lötzinnabsauggerät habe ich aber erstmal verzichtet.



Puh, also los. Der Lötkolben kann 200 bis 450 Grad. Bei 375 klappt es ganz gut. Das Zinn schmilzt und mit einer Zange krieg ich auch den Draht aus dem Kabel raus. Leider ist das Ding seeeehr dünn:


Da ist also ein blauer Mantel, die spinnenartigen Drähte sind wohl als Abschirmung (/ Masse?) gedacht. Dann kommt noch ein weißer Mantel mit dem Draht, den ich eigentlich für die Signalübertragung bauche.



An dem Ende ist aber auch noch verdammt viel Zinn dran. Mal heiß machen... Mh,.. ja, so geht's. Ok. Gut. Weiter so. Und... Scheiße! Jetzt ist da so ein flüssiger Zinntropfen runtergefallen. Ok. Kurz pusten und das getrocknete Teil wieder raus da. Puh! Geschafft.


An der Anschlussstelle an der Buchse ist auch noch ziemlich viel Zinn. Das ist doch bestimmt nicht gut. Mal heiß machen und gucken, ob's irgendwie weggeht. - Tut's nich. Grrrrr. Jetzt bräuchte man irgendwas wie ein... ein Ding zum... ein Ding, mit dem man Lötzinn irgendwie... absaugen könnte. Hab ich jetzt aber grad nicht da. Also einfach "abschütteln", wie die Jungs von Cubeaudio es nennen. (Danke auch für den doppeldeutigen Titel!)

Und dann: Was lange währt, wird endlich... naja... hinnehmbar:


(Man beachte das durch die zahlreichen fehlgeschlagenen Versuche stark verkürzte blaue Kabel.)

Zugeschraubt. Fertig. Irgendwann wackelt's bestimmt wieder irgendwo auseinander, aber bis jetzt geht alles problemlos. Die rechte (graue) Hälfte meiner neuen Super-Litze hat einen vielfachen Aderquerschnitt, was aber durch die geringen Spannungen/Stromstärken hier wohl nicht so problematisch ist.

Alles funzt. Welt gerettet. I have soldered! Der Goldene Lötkolben 2015 geht an mich!


Keep on rockin' the free world!

Konfessionen eines Tee-Trinkers

Vor einiger Zeit hat ein Freund sein Unverständnis über die Tatsache geäußert, wie irgendjemand ohne Kaffee produktiv arbeiten könnte. Ich habe zu Jugendzeiten (klingt ganz schön lange her, wenn man es so schreibt) mal eine schlechte Erfahrung mit einem Kaffee-artigen Heißgetränk gemacht. - Es hat nicht geschmeckt, der soziale Druck war aber hoch genug, dass ich mir eine halbe Tasse davon reingeholfen habe. Im Studium habe ich dann hauptsächlich von Cola in den verschiedensten Sorten gelebt. Da gab es aber auch keinen zwingenden Schlaf-Wach-Rhythmus und Kalorienbilanz und Blutzuckerwerte waren sicherlich alles andere als optimal. Heute, im Arbeitsleben (oder so) angekommen, bin ich komplett auf Tee umgestiegen.

"Du trinkst immer noch keinen Kaffee, oder?", hat mich meine Mama letztens gefragt. Nein, ich trinke Tee. Und bewege mich damit in der Minderheit (s. Abbildung 1) und gleichzeitig in der gesellschaftlichen Kinderecke. - Kaum ein Meeting, bei dem jemand einen heißen Tee anbieten könnte.

Abbildung 1: Tee- und Kaffeekonsum in verschiedenen Ländern (via amerinz)

Mit diesem Vorurteil kann ich heute nun hoffentlich aufräumen: Ich gieße am Tag ungefähr zwei Ein-Liter-Kannen Tee auf. Grünen Tee. Laut Tabelle landen dabei aus 400 mg Koffein aus der Trockenmasse mal einem Verringerungsfaktor von 0,85 insgesamt ca. 340 mg im Tee. Diese Menge entspricht einem Koffeinäquivalent von fünf bis sechs Tassen Kaffee á 125 ml. #boom #koffeinjunkie

Schön dabei: Ich habe sogar noch deutlich mehr Flüssigkeit zu mir genommen als der Kaffeetrinker. (Auch wenn das nicht empfohlen wird.) Zucker ist nicht notwendig und die Abhängigkeit ist offenbar genauso stark. - Toll!

Herausgefunden habe ich das, als ich über die Feiertage bei meinen (Schwieger-)Eltern zu Besuch war und dort hauptsächlich "koffeinfreier" Tee (Früchte, Kräuter, etc.) zu haben war, den ich auch gerne trinke, mich dann aber regelmäßig über meine eigene geistige und körperliche Trägheit wunderte.

Zum Abschluss ein Tipp für Kaffeetrinker, die Gästen Tee servieren wollen oder müssen: Der törichte Versuch, heißen Tee mit kaltem Tee abzukühlen zeigt nur, dass ihr das Getränk "kindgerecht" machen wollt. "Wer schon keinen Kaffee trinkt", so wird man es euch andichten, "der soll sich wenigstens nicht die Fresse am Tee verbrennen." Aber wir Teetrinker haben auch das Recht, uns die Fresse zu verbrennen. - Egal ob Grüntee oder nicht. Außerdem fragt bei Starbucks ja auch keiner: "Noch etwas kalten Kaffee dazu?"

Ich plädiere hier für mehr Toleranz gegenüber anderen Trinkkulturen. Kurz- oder langfristige Wirkung. Hektischer Genuss zwischendurch oder stundenlanges Auskosten. Möge es auch noch so viele Unterschiede geben: Alle sollten die gegenseitigen Vorlieben akzeptieren und sich darauf einstellen. Alle haben das Recht, ihr Lieblingsgetränk vorurteilsfrei und öffentlich zu genießen. Außer natürlich Chai Latte-Trinker. Die gehören in der Hölle verbrannt.

Abschlussbericht Software Quality Days 2015 (Wien)

Ich sitze am Wiener Flughafen und habe zwei Konferenztage hinter mir. Noch im Kurzzeitgedächtnis liegt der Vortrag des ORF-Journalisten Armin Wolf, der in der Abschluss-Keynote über "Qualität im Journalismus" ein düsteres Bild der Printmedien  zeichnet. (Die FAZ nannte ihn laut Wiki „die österreichische Personalunion von Claus Kleber und Tom Buhrow“.) Das klassische Geschäftsmodell (Anzeigen + Abos) funktioniere nicht mehr (Böses Google, aus!) und ermögliche keine nachhaltigen Recherchen. Deshalb müsse man sich zukünftig von Milliardären kaufen lassen oder über Justin Biebers neuen Haarschnitt und Ashton Kutchers neue Freundin "berichten". Als Qualitätskriterien für guten Journalismus nennt er einzig: Neuartigkeit, Wahrhaftigkeit und Relevanz.

Von Vorne und im Telegramm-Stil: Einige bekannte Gesichter gesehen. Nett unterhalten. Dann Vorträge angehört, diskutiert, protestiert. Live-Band angehört, wuuh! Wein getrunken. Bier getrunken. Mit zwei Vertrieblern ins "Salm Bräu". Wiener Schnitzel: Lecker! Am nächsten Tag selbst Vortrag gehalten. Methodisch wahrscheinlich etwas zu dünn. Ins Gespräch gekommen mit einem Doktoranden aus Schweden, der auch im Bereich Software Engineering (insb. Test) seinen Doktor macht. Karten ausgetauscht. (Cool: Auf Schwedisch heißt Doktorand "Doktorand".) Habe den Eindruck, mit meinem Thema auf dem richtigen Weg zu sein. Mobil bleibt "in" und Qualitätsprobleme, die früh gelöst werden können, gibt's auch genug.

Ich bei der Arbeit (Sofware Quality Days 2015, Wien)
Für Leute aus der Praxis war's insgesamt wahrscheinlich zu wenig innovativ. Und auch sehr Marketing-lastig. Ich aber habe Einiges gelernt. Da bin ich auch gleich bei der ersten großen Erkenntnis der Reise: Etwas mehr Praxis könnte mir sicher nicht schaden. Ein entsprechendes Projekt ist bereits in der Planung, muss aber optimalerweise noch durch einen erfolgreichen Forschungsantrag in Gang gebracht werden. Aktivitäten in der Richtung und Gespräche mit potenziellen Partnern laufen. Aber das ist natürlich alles leichter geschrieben als getan.

Der zweite wichtige Punkt ist: Methodik stringenter in der eigenen Forschung einsetzen. Kurze Deadlines provozieren bei mir eine Tendenz zum Verfassen "technischer Berichte" (technical reports), die nicht so gern gesehen werden, weil sie naturgemäß wenig Synthese/Analyse enthalten. Ich gelobe Besserung und nehme mir als Erstes die Erweiterung und Auswertung meines Umfragedatensatzes vor. Da wird dann analysiert und bewertet, was das Zeug hält. Versprochen.

Auf dem Weg zum Flughafen dann noch den Organisator einer anderen Konferenz getroffen, auf der ich schon mal war. Ich solle doch bitte was einreichen. Deadline ist in zwei Wochen. Hmpf.

Ausschnitt aus dem Programm der "Software Quality Days 2015"

Nachtrag: Auf dem Weg nach Wien hat sich endlich ein Schlagzeuger auf eine meiner Anzeigen gemeldet. Er wohnt etwas weiter weg als wahrscheinlich gut wäre und bei seiner bisherigen Musikrichtung bin ich (und ist er) gespannt, ob das passen kann. Ich berichte über Fortschritte.

Warum Neujahrsvorsätze scheitern und was man dagegen tun kann

Neujahrsvorsätze sind albern

Neujahrsvorsätze sind albern. Alle wissen bereits vorher, dass sich niemand daran hält. Irgendwie kommt man zu Silvester dann aber doch immer auf die Frage nach den Vorsätzen für das neue Jahr zu sprechen. Auch bei mir war es zum Jahreswechsel wieder soweit und die Top-Liste der Lieblingsvorsätze (Abnehmen, mehr Sport, Familie und Freunde...) wurde entsprechend bedient. Ich war der Spielverderber und habe gesagt, dass Neujahrsvorsätze albern sind. Warum? - Weil nichts leichter ist, als einen im Rausch zusammengestammelten Wunschtraum direkt am nächsten Tag in den Wind zu schlagen und so weiter zu machen wie bisher. - Und das völlig ohne negative Konsequenzen.

Wie es besser geht

Besser ist natürlich eine ordentliche Zieldefinition zum Beispiel mit den SMART-Kriterien (spezifisch, messbar, akzeptiert, realistisch, terminiert). Statt "mehr Sport treiben" heißt es dann also: "Jeden Monat vier Mal mindestens 25 Minuten laufen gehen". Je eindeutiger und messbarer, desto besser.

Sehr wirkungsvoll ist auch die Veröffentlichung des Ziels und der wöchentlichen/monatlichen Fortschritte. Im Beispiel oben könnte man also seine Laufstrecke auf Facebook veröffentlichen oder einem Freund per Mail senden. Als Abwandlung kann man bei Nicht-Erreichen des Ziels als Strafe auch was an PEGIDA oder sonst irgendwelche blöden Vereinigungen oder Parteien spenden.

Manch einer mag sich über den Jahreswechsel motivieren lassen, mit alten Gewohnheiten zu brechen oder sich neue anzueignen. Aber Motivation hilft maximal über den ersten Monat. Darüber hinaus helfen nur Disziplin und sozialer (/ finanzieller) Druck. Auch die Umgebung kann viel dazu beitragen: Erinnerungszettel oder Fotos am Badezimmerspiegel/Kühlschrank oder Apps, die einen an die eigenen Ziele erinnern.

Beim Tracking von Zielen über längere Zeiträume hilft eine Visualisierung. Ich habe lange Zeit meinen Desktop-Hintergrund dazu verwendet (und werde damit auch bald wieder anfangen). Kurze Erläuterung zum Bild aus dem Juni 2013:

Oben: langfristige Zeitleiste (2012-2015) mit den terminierten großen Zielen und einer kleinen Extra-Zeitleiste für das Projekt "Promotion"

Unten links 1: "Work in Progress" - aktuelle Ziele (innerhalb der nächsten ein bis zwölf Monate abzuschließen) mit konkreten Messwerten und prozentualen Erfüllungsgraden (z. B. "2/5 Paper = 40%"), grün = abgeschlossen, grau = zurückgestellt

Unten links (kleine Boxen): Zuletzt gemessene Vitalwerte (Bio-Impedanz-Waage), Finanzen (nur prototypisch), aktuelles Buch (mehr als Erinnerung gedacht; da müssten eigentlich ein paar mehr hin)

Unten rechts: Fotos irgendeiner Katalog-Familie, um das Ganze persönlicher zu gestalten

Hintergrundbild: monatlich wechselnd aus der Auswahl vom Smashing Magazine.

Vorsätze umsetzen mit smarten Zielen und Visualisierung




Das Ganze ist nur eine Grafik, die ich händisch aktualisiere. Das geht natürlich auch (und genauer) mit einer normalen Tabellenkalkulation oder auf Papier (mein aktuelles Medium der Wahl, das aber auch seine Probleme hat). Viele aufwändige oder ungewohnte Aufgaben und Angewohnheiten lassen sich damit ansprechend und vor allem nachhaltig umsetzen. Zudem hat man es ständig vor Augen. (Wenn man seinen Desktop aufräumt.)

Fazit

Vorsätze alleine sind Nichts, solange nicht konkrete, eindeutig mess- und erreichbare Ziele daraus werden. Und obwohl man so gut wie alles messen kann, ist die häufigste Maßeinheit für Neujahrsvorsätze wohl doch das Kilogramm. Übrigens muss man für die Umsetzung dieser Tipps nicht unbedingt auf den nächsten Jahreswechsel warten. Vorsätze sind schließlich nur der bucklige und unentschlossene Verwandte eines Ziels. 

In diesem Sinne: Allen Lesern ein erfolgreiches neues Jahr!


(P.S. Dieser Beitrag ist klickoptimiert. ;-)